Ostern

Im Moment bin ich zu Besuch in der Gemeinde Bethal, genauer gesagt in eMbalenhle, und nutze, bevor ich wieder umziehe, noch schnell die Tatsache, dass ich hier einen Computer zur Verfügung habe.
Seit meinem letzten Rundbrief bin ich viel rumgereist, was ich sehr genossen habe. Erst einmal war es schön, zu Ostern wieder nach eNtombe zurück zu kehren. Seit Monaten schon wurde von Karfreitag geredet, und das gesamte Osterfest wurde richtig groß gefeiert. In der Kirche waren von Gründonnerstag bis Ostersonntag jeden Tag Veranstaltungen, und ich konnte nach der Zeit in Piet Retief alle Leute wiedertreffen. Auch sonst waren diese Tage sehr schön, die Gottesdienst noch lebendiger als sonst. Jeder kann aufstehen und etwas beitragen, sei es Gedanken, Gebete oder Lieder, alles scheint vom Geist beeinflusst und gelenkt. Ich hatte das Gefühl, Ostern wird richtig bewusst gefeiert und die Bedeutung des Festes sehr betont. Die langen Stunden in der Kirche jeden Tag wurden deshalb nicht langweilig. Der Gottesdienstbesuch wird in Afrika ganz anders praktiziert als in Europa, wo sich die Gemeindemitglieder immer mal Tagträumen hingeben. In Afrika dagegen werden die Gottesdienste mit einer solchen Freude und Lebendigkeit begangen, dass sich die Konzentration hier allein auf die Anbetung Gottes richtet. In einigen anderen Gemeinden soll das ganze übrigens noch ein bisschen intensiver sein, da wird die ganze Osternacht in der Kirche mit Singen und Beten verbracht.
Auch sonst ist mir wieder mal aufgefallen, wie wohl ich mich in eNtombe fühle. In der Familie wird mir die Bedeutung von Partnerschaft immer richtig bewusst. Ntombelas sind einerseits dazu bereit, ihre Kultur und Traditionen mit mir zu teilen, und dabei total kompromissbereit und verständnisvoll, und andererseits auch interessiert an allem, was ich so mitbringe. Die Gespräche mit meinen Gasteltern sind etwas, das ich in Piet Retief vermisst habe, wo mir nicht so viel Interesse entgegengebracht wurde. Schade nur, dass die Familie vielleicht bald nicht mehr zum Igwa Circuit gehören wird. Meine Gastmutter hat Arbeit als Lehrerin in KwaZulu-Natal gefunden, wo die Familie ja ursprünglich auch herkommt, und mein Gastvater studiert jetzt in Pietermaritzburg.
Ostermontag bin ich dann auch mit zu seiner Uni gefahren, weil mein Gastvater mir alles zeigen wollte. Ich bin immer ganz erstaunt, wie spontan so etwas hier geht: Wir haben nachmittags bei einer befreundeten Pastorin aus Swaziland angerufen, die dort auch studiert und wohnt, und abends bin ich für ein paar Tage bei ihr eingezogen. Einfach so. In dieser Hinsicht bin ich selbst (hoffentlich) auch schon ein bisschen lockerer geworden, nicht mehr so verplant. Die Gastfreundschaft der Leute ist wirklich bemerkenswert.
Die Zeit an der Uni war leider ein bisschen kurz, aber lang genug, um Geschmack an einem Auslandssemester in Südafrika zu finden…