Einführung

Sanibonani nonke! Ninjani? Nami, ngiyaphila.

(Hallo alle zusammen! Wie geht es Euch? Mir geht es gut!)

Liebe Gemeinde, Familie, Freunde und alle, die dies sonst lesen,
Ich grüße Euch aus dem immer heißer werdenden Südafrika!

Seit fast vier Monaten bin ich nun in der Gemeinde eNtombe im Igwa Circuit und habe schon viel gesehen und erlebt. Pünktlich zu Weihnachten gibt es jetzt meinen ersten Bericht.
Ich wohne bei der Familie des Pastoren und fühle mich dort total wohl. Meine Gasteltern sind noch ziemlich jung, meine Gastmutter erst 25, was man ihr aber gar nicht anmerkt. Es ist aber doch eine ganz neue Erfahrung. Ich habe vier Geschwister, zwei sind angenommene Kinder aus Swaziland, davon eine Waise, dann ein Sohn meines Gastvaters aus einer früheren Beziehung und ein gemeinsames Baby (23 Monate).  Südafrikanisches Kind Es ist also immer was los im Haus. Auch sonst wird mir nie langweilig, oft gibt es etwas zu tun: Jeden Morgen und Abend wird gefegt, ab und zu der Boden geschrubbt (auf Knien), es gibt immer Wäsche (und keine Waschmaschine), es muss gekocht werden, außerdem haben wir neuerdings einen Gemüsegarten usw. Ansonsten besuche ich Freunde oder Gemeindemitglieder, fahre in die Stadt (Piet Retief ist 45 und Paulpietersburg 25 Kilometer entfernt) und genieße die Zeit, wo ich hinten auf der Veranda in der Sonne sitzen und lesen kann.
Das Familienleben ist ganz anders, als ich es kenne. Gewöhnen musste ich mich am Anfang daran, wie Eltern von ihren Kindern bedient werden. Der afrikanische Familienvater an sich ist sehr dominant. Wenn er keine Lust hat, seine Füße zu waschen, muss das die Tochter machen. Alles wird auf dem Tablett serviert, jede Mahlzeit und jedes Glas Wasser, und die Kinder bereiten sein Bad vor.
Allgemein gibt es eine strenge Hierarchie: Jüngere können von Älteren jederzeit geschickt werden, um etwas zu holen oder erledigen, selbst Fremde. Kinder sind eigentlich immer auf Abruf. Ich selbst habe bei uns im Haus meine Position noch nicht so ganz gefunden, manchmal gehöre ich zu den Erwachsenen, manchmal zu den Kindern. Das klappt aber ganz gut. Durch diese Hierarchie, und weil es immer eine Menge zu tun gibt, sind selbst Kinder schon zu Hause eingespannt und sehr selbstständig. Man sieht, wie die kleine Mädchen aus Südafrika ihre Geschwister auf dem Rücken tragen, auch wenn sie selbst kaum größer sind. Ein Schock war für mich zuerst, als mein kleiner Gastbruder einfach irgendwo ins Haus gepinkelt hat. Er trägt meistens gar keine Windeln, aber wenn man immer Stoffwindeln waschen muss, ist es wohl einfacher, ab und zu den Boden zu wischen. Ich hatte einen Tag lang Angst, ihn auf den Schoss zu nehmen, dann war es mir egal. So eine Reise ist eben nicht zu vergleichen wie in einem Ferienhaus in Dänemark.